Der Großvater Johann Ulrich N. (eigentl.: Nestlen; 1728-1816) begründete mit der Erlangung des Bürgerrechts 1755 die Ffter Tradition der Familie, die ursprünglich aus Sulz am Neckar stammte. Deren Mitglieder traten dann in Ffm. vornehmlich als Glaser und Glaswarenhändler in Erscheinung. Ein Bruder N.s war der spätere Ffter Senator und Präsident des Appellationsgerichts Gustav Edmund N. (1806-1874).
Als Heinrich N. in der Töngesgasse (Geburtshaus zerstört 1944) als elftes von 14 Kindern geboren wurde, waren bereits fünf seiner Geschwister gestorben. Dass N. später industriell gefertigte Babynahrung (das weltweit vertriebene „Kindermehl“, 1867) entwickelte, hing wohl auch mit der Erfahrung hoher Kindersterblichkeit in der eigenen Familie zusammen.
Nach der Schulzeit absolvierte N. ab 1829 eine vierjährige Apotheker- und Chemikerlehre in der Brückenapotheke. Nach 1833 verließ er Ffm. Er hielt sich vermutlich mehrere Jahre im Ausland auf, bis er sich 1839 als Apothekergehilfe in Vevey am Genfer See niederließ. Dort baute er ab 1843 das N.-Unternehmen auf (zunächst auch mit Produkten wie Mineralwasser, Kunstdünger und Flüssiggas), das heute [um 1994] als Lebensmittel-Weltkonzern „Nestlé-AG“ in 60 Ländern mit über 400 Produktionsstätten rund 200.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Zu N.s Weggang aus Ffm. nach Beendigung der Lehrzeit trug, neben wirtschaftlichen Überlegungen, wahrscheinlich auch das damalige politisch-reaktionäre Klima (nach dem Wachensturm vom April 1833) bei. N. hielt jedoch weiterhin den Kontakt zu seiner Heimatstadt aufrecht. 1860 erwarb er sogar wieder das Ffter Bürgerrecht (bis 1874) und heiratete hier die Ffter Arzttochter Clementine Ehmant (1833-1900). Sein ständiger Wohnsitz blieb aber weiterhin die Schweiz (Einbürgerung 1874), doch wurde Ffm. die erste Stadt außerhalb der Schweiz, in der N.s mittlerweile berühmtes „Kindermehl“ zu kaufen war.
Obwohl N. das Unternehmen bereits 1875 veräußerte, trägt es bis heute seinen Namen. 1970 verlegte das deutsche Tochterunternehmen des Nestlé-Konzerns (seit 1987: „Nestlé Deutschland AG“) seinen Sitz von Lindau am Bodensee nach Ffm., wo es einen Neubau (Architekten:
Max Meid und
Helmut Romeick, 1967-70) in der Lyoner Straße 23 in der Bürostadt Niederrad (heute: Lyoner Quartier) bezog.
Frankfurter Biographie 2 (1996), S. 91f.,
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